I. 1882 – 1933


Die geschichtliche Entwicklung der Feuerwehr Eibelshausen von 1882 bis 1933

 

Aus der „Stammliste“, die heute noch von der Feuerwehr geführt wird, ist zu ersehen, dass im Jahre 1882 neun Eibelshäuser Bürger die Freiwillige Feuerwehr gründet. An ihrer Spitze wählten sie als Kommandanten den Dachdecker Karl Müller. Die übrigen Gründungsmitglieder waren:

  • Klempner Jakob Krenzer
  • Former Daniel Klingelhöfer
  • Former Julius Klingelhöfer
  • Former Karl Heinzel
  • Hüttenarbeiter Wilhelm Pfeifer
  • Hüttenarbeiter August Schwehn
  • Bahnarbeiter Ferdinand Kunz und
  • Gastwirt Friedrich Kunz.

 

Bildausschnitt von der alten Stammliste aus dem Gründungsjahr 1882


Bis zum Jahre 1889 wurden lediglich fünf neue Mitglieder in die Stammliste der Feuerwehr eingetragen. Es ist anzunehmen, dass die Gemeinde Eibelshausen 1889 eine neue Feuerspritze der Feuerwehr übergeben hat, anders kann man sich nicht den enormen Zuwachs vorstellen, zumal in dem gleichen und dem darauf folgenden Jahr sich allein 24 neue Mitglieder meldeten. Sie wurden in Steiger-, Spritzen- und Ordnungsmannschaften eingeteilt.

Spritzenmannschaft der Feuerwehr Eibelshausen


Wir schrieben das Jahr 1903, als im Frühsommer im Wohnhaus der Familie Neitz, an der Ecke Eierhäuser Weg und jetzigen Luisenstraße Feuer ausbrach und das Haus binnen kurzer Zeit völlig nieder brannte.

Im August 1905 brannte das Wohnhaus des Schreiners Krieger in der Obergasse (heutige Friedrichstraße) ab.
Im gleichen Jahr wurde zum ersten Mal eine Schlauchwagenabteilung erwähnt. Hier handelt es sich wohl um den alten Hydrantenwagen, den man wahrscheinlich nach dem Bau der Wasserleitung angeschafft hat.

Auch wurde im selben Jahr der Schleifer Friedrich Klingelhöfer von der Wehr zum neuen Kommandanten und der scheidende Wehrführer Müller zum Ehrenmitglied ernannt.

Im Jahre 1912 brannte das Doppelhaus und Scheune der Familien Klingelhöfer und Kunz (Herde-Kunz) an der Ecke Dammstraße / Im Hof völlig nieder. Beide Anwesen wurden 1913/1914 neu aufgebaut, wobei die Bauparzellen dann getauscht wurden.

Unmittelbar vor dem 1. Weltkrieg zählte die Feuerwehr Eibelshausen 122 Mitglieder. Das war der höchste Mitgliederstand der Feuerwehr bis 1982.

 

Nach dem 1. Weltkrieg, der auch seine Opfer unter den Feuerwehrmännern gefordert hatte, ließen sich 1919 wieder 59 Männer in die Stammliste der Wehr eintragen.

Feuerwehr Eibelshausen mit Steigermannschaft aus dem Jahre 1925


Mitte der zwanziger Jahre wählte die Wehr den stellvertretenden Kommandanten Ernst Klingelhöfer zu ihrem Wehrführer, der dieses Amt bis zur Auflösung der Wehr am 25. Oktober 1930 hatte.
Brand von „Hetter un Hanneses Haus im Hoob“ am 24. Oktober 1930

 

Am 24. Oktober 1930 fielen zwei Häuser mit Scheunen und Stallungen in der Straße „Im Hof“ dem Brand zum Opfer. Es waren die Anwesen des Karl W. Stoll und Wilhelm Giersbach nahe der Dietzhölze. Es waren noch Häuser, die ein großer Brand 1815 verschont hatte.


Zu dieser Zeit hatte es in der ganzen hiesigen Gegend des Kreises zahlreiche Brände gegeben, so dass nach einer Verordnung jeder Brandausbruch sofort dem Landrat gemeldet werden musste, der dann auch hier in Eibelshausen schon bald auf der Brandstelle erschien.

Es war Landrat Dr. Otto Bünger, von dem eine kleine Anekdote besteht, die später in Gedichtsform gefasst wurde.

Bei dem zuvor erwähnten Brand kam die Eiershäuser Wehr den Eibelshäuser Kameraden zur Hilfe. Die Eiershäuser besaßen bereits eine Motorspritze, die natürlich bei genügend Wasser sehr leistungsfähig war und mit einem enormen Druck u. a. auch ganze Wände und Fachwerke umlegen konnte. Das Feuer hatte aber bereits so weit um sich gegriffen, dass an den Häuser nichts mehr zu retten war. Das hatten die Feuerwehrleute begriffen. Nur der Landrat nicht, der den Eiershäuser Wehrmännern befahl, das Feuer mit der neuen Motorspritze stärker zu bekämpfen. Dies erfolgte dann auch augenblicklich, mit dem Erfolg, dass die östliche Wand mit Tür und Fenster durch den Druck umstürzte. Der mächtige Wasserstrahl traf auch eine Menge Schaulustige, die sich in großer Zahl versammelt hatten.

Das Unglück wollte es, dass genau ebenda auch der Bürgermeister mit dem Herrn Landrat stand, die dann völlig unversehens mit drei Strahlrohren eine volle Landung abbekamen, so dass Schirm, Mantel und Hut in der Gegend herumfolgen, worauf dann der Herr Landrat schleunigst aus dieser Ecke verschwand und nach kurzer Zeit, nachdem er auch eingesehen hatte, dass an den brennenden Häusern nicht mehr zu retten war, seinen Wagen bestieg und in Richtung Dillenburg davonfuhr.

 

Nachstehend die vorerwähnte in Geschichtsform verfasste Anekdote aus der damaligen örtlichen „Backeszeitung“ vom 1. November 1930 (im örtlichen Dialekt).


Wos es basejert, wej se de Landrot naß machte?

 

Im Hob do branntes, aus Hanneses Haus,
do schlue de Flamme aus dem Dachfister raus.
Un Hedder Haus ganz dicht do dro,
dos steckten ach schon de Flamme o.
De Glocke laute, de Feuerwehr blous
Und rannte met der Spretze offen Brandplatz los.
De Mensche kriesche un schleppten ruas,
de Hojer, de Säu und de Koj ausem Haus.
De Feuerwehr spretzte un murkste sich dud,
riß Giswein und Balke im, wos dät nut.
Dow fouer ach e Auto vir,
der Landrot soß drenn, ee hujes Dier !
Der Landrot es wirklich en feier Mann,
mer sejt gleich, wej der sich benemme kann.
Un su gescheut, drimm glaabt dos Dejer,
de Feuerwehr spretzte blus aus Plesejer.
„Ich muss ersuchen, Herr Komandant“,
saar `e werren Peter Richard gewandt,
„Das Niederreißen zu unterlassen !
Und diese müßigen Zuschauermassen –
(De Pflichtfeuerwehr worsch, dos wusste he net)
sofort zu verlassen haben diese Stätt !“
Wos saad der Richard, „wos sonn dej poor Mauern ?“
Glaabt ihr vielleicht fir dumme Bauern
Wär dos Gerimpel zum Wöhn noch goud ?“
Der Landrot kratze sich innerm Hout.
„Ich muß doch bitten zu spritzen aufs Feuer !“
Hei, der Spaß kom ower deuer !
Kaum Harre gesad se sähle Spretze,
dou harre auch schon ne Wasserstrohl setzte.
Sein Houd flug fort, sein Jack konn mer ringe,
hei, guckt mol, wej kann der huje Herr sprenge !
Der brochte sich net mi zu wösche,
dem floß z Wasser aus de Dösche !
„Mir scheint, hier sind viele Kommunisten ?“
saare werrer dej poor Poliziste.
Och naa, Herr Landrot, do denkt`er verkiert,
drim ho se och gleich wos annerschts gelehrt.
Net „Rot Front“ Rufe ho de Luft erfüllt,
na  „Heil Hilter“ ho se ganz laut gebrüllt,
oi Volk es endlich emol erwacht,
drim ho dej och fürchterlich ausgelacht.
Un wenn’s im Dillkreis noch werrer brennt,
da losst och, befier dohi Ihr rennt,
den Rot noch gewe un nemmt en met:
„Vergeßt de Wasserdichte net !“


Die Verärgerung über den Landrat, aber auch die Angst vor einer Bestrafung durch denselben, führte zur Auflösung der Wehr. Doch konnte der damalige Bürgermeister Müller bewirken, dass bereits zwei Wochen später, am 10 November 1930, eine „neue Wehr“ mit dem alten Namen unter der Leitung des neuen Kommandanten Richard Peter stand.

Im Jahre 1932 konnte die Feuerwehr Eibelshausen das 50-jährige Jubiläum, unter Mitwirkung des örtlichen Posaunenchors in der alten Turnhalle, festlich begehen.


Die Feuerwehr Eibelshausen in neuen Uniformen.